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Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster: Landesregierung ebnet den Weg für schnelleren Endausbau

Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster: Landesregierung ebnet den Weg für schnelleren Endausbau

Land will weitere 80 Millionen Euro für vorgezogene Erweiterung zur Verfügung stellen - Flexible Reaktion auf veränderte Anforderungen von Wissenschaft und Industrie an Gestaltung der FFB

Der Endausbau der Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) in Münster wird vorgezogen: Bund und Land haben sich auf Vorschlag der FFB darauf verständigt, die ursprünglich erst für einen späteren Zeitpunkt vorgesehene Erweiterungsoption der FFB schon jetzt zu realisieren.
Zu diesem Zweck will die Landesregierung zusätzlich zu den vorgesehenen 100 Millionen Euro für die erste Ausbaustufe weitere 80 Millionen Euro frühzeitig für das Vorziehen einer Erweiterungsoption der FFB zur Verfügung stellen. Insgesamt investiert das Land in den kommenden Jahren rund 200 Millionen Euro in den Aufbau der FFB und die gezielte Nachwuchsförderung vor Ort.
 
Das Land Nordrhein-Westfalen reagiert damit mit großer Flexibilität auf geänderte Anforderungen und Empfehlungen seitens der Fraunhofer-Gesellschaft als wissenschaftlicher Betreiberin der FFB sowie der Industrie. Ziel der geänderten Planung ist es, von Anfang an eine am Bedarf der Industrie ausgerichtete maximale Flexibilität der FFB und zugleich einen optimalen wissenschaftlichen Nutzen zu gewährleisten. Mit diesem Schritt werden eine ursprünglich erst im Rahmen der Erweiterung vorgesehene weitere Fertigungslinie sowie eine Muster- und Erprobungslinie nun schon von Beginn an realisiert, so dass sofort alle drei gängigen Batteriezellformate in der FFB hergestellt werden können.

Die Planungen sind so angelegt, dass die FFB auch mit dem nun erweiterten Bauprogramm planmäßig im Jahr 2022 mit der Arbeit im Hansa-Business-Park in Münster beginnen kann. Weitere Details zur aktualisierten Planung für die FFB werden im Laufe des Dezembers vorgestellt. Die FFB wird weiterhin im ursprünglich vorgesehenen Finanzrahmen (bis zu 180 Millionen Euro seitens des Landes für Grundstück und Gebäude, bis zu 500 Millionen Euro seitens des Bundes für Anlagen und Betrieb in der Aufbauphase) realisiert werden.
 
Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen: „Die Forschungsfertigung Batteriezelle ist eines der zentralen wissenschaftlichen Zukunftsprojekte für Nordrhein-Westfalen und Deutschland. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung tragen wir den geänderten Anforderungen aus Wissenschaft und Industrie Rechnung, die sich seit der Ausschreibung signifikant weiterentwickelt haben. Für den Aufbau der FFB gilt damit jetzt erst recht: Volle Kraft voraus“.
 
Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Wir machen mehr Tempo beim Aufbau des Batterieforschungszentrums in Münster und stellen zusätzliche Mittel bereit, denn die Nachfrage nach innovativen Speichern für die Industrie, die Energiewirtschaft und die Elektromobilität nimmt immer mehr Fahrt auf. Unser Anspruch ist es, schnell wettbewerbsfähige Produktionsverfahren zu entwickeln, um mit den Wettbewerbern in Asien und Nordamerika Schritt zu halten. Damit das gelingt, ziehen wir Investitionen vor, bündeln unsere starken wissenschaftlichen Kompetenzen und starten gleich mit einem ersten Gebäudekomplex für die Forschung im Jahr 2022.“
 
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Die Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster ist für das Innovationsland Deutschland ein Prestigeprojekt von internationaler Strahlkraft. Ich freue mich über die Entscheidung der Landesregierung NRW, auf die ursprünglich vorgesehene Investitionssumme von 100 Millionen Euro nochmals ganze 80 Millionen Euro für die Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster draufzulegen. Das stärkt insgesamt dieses einzigartige Großprojekt und legt zugleich den Grundstein für den Aufbau eines international schlagkräftigen neuen Institutes der Fraunhofer-Gesellschaft. Für den finanziellen Kraftakt des Landes Nordrhein-Westfalen bedanke ich mich. Er spiegelt das große Engagement aller Beteiligten wider, die Forschungsfertigung Batteriezelle für Deutschland zum Erfolg zu führen.“
 
Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft: "Kernziel des ambitionierten Projekts ist es, eine eng am Bedarf der Industrie ausgerichtete, mit maximaler Flexibilität ausgestattete und optimalen wissenschaftlichen Nutzen generierende Forschungsfertigung zu errichten", sagt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. "Die nun entstehende Forschungsfertigung Batteriezelle des Fraunhofer IPT wird mehr bieten als ursprünglich geplant. Im engen Schulterschluss mit der Industrie wird die ursprünglich im Rahmen einer späteren Erweiterung vorgesehene dritte Fertigungslinie sowie eine Muster- und Erprobungslinie nun schon direkt von Beginn an realisiert werden. Die entsprechende Bauplanung haben wir parallel dynamisch an diese Bedarfe angepasst. Ich freue mich sehr über die substantielle Erhöhung der Mittel für die Neubaufinanzierung durch das Land Nordrhein-Westfalen um zusätzliche 80 Millionen Euro. Wir sind weiterhin im Zeitplan - sowohl der zügige Start in 2022 als auch das schrittweise Wachstum der Infrastruktur vor Ort werden durch mehrstufige Bauphasen adressiert. Die Aufstockung der Mittel ist auch ein deutliches Signal dafür, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb mit anwendungsnaher Produktionsforschung unter dem Dach eines perspektivisch eigenständigen Fraunhofer-Instituts die Voraussetzungen schafft, zentrale Märkte aktiv mitzugestalten und gleichzeitig die Grundlage für neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft."
Auftrag der FFB ist es, die Rahmenbedingungen für den Aufbau einer Batteriezellproduktion in Deutschland zu entwickeln, um so mittelfristig die Abhängigkeit von den Märkten in Ostasien zu vermeiden. Unternehmen, Forscher und Entwickler aus der gesamten Bundesrepublik, Europa und darüber hinaus sind eingeladen, in Münster Konzepte für eine Zellproduktion zu entwickeln und zu erproben. Dabei spielen auch Fragen der digitalisierten Produktion eine wesentliche Rolle.
 
Ziel der FFB ist die Produktion moderner, hochleistungsfähiger Speicher nicht nur für die Elektromobilität, sondern – weit darüber hinaus – auch für Anwendungen in Haushalt, Industrie, Logistik, Energiewirtschaft, Chemie, Maschinen- und Anlagenbau oder Robotik. Hintergrund: Das nordrhein-westfälische Konsortium mit dem Batterieforschungszentrum MEET der Universität Münster, dem Helmholtz-Institut Münster, der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich hatte sich im vergangenen Jahr unter sechs Bewerbern erfolgreich um das vom Bundesforschungsministerium ausgeschriebene 500-Millionen-Euro-Projekt beworben – unterstützt von mehr als 75 Unternehmen aus Deutschland, Europa, den USA, Mittelamerika und Fernost.
 
Batterieforschung hat in Nordrhein-Westfalen eine lange Tradition entlang der gesamten Wertschöpfungskette von den Grundstoffen bis zur einsatzfähigen Batterie. In Münster und Jülich wird seit mehr als zehn Jahren, an der RWTH Aachen seit mehr als 15 Jahren auf diesem Gebiet geforscht und entwickelt. Das NRW-Konsortium unter Leitung des Münsteraner Batterieforschers Prof. Dr. Martin Winter realisiert und betreibt die FFB gemeinsam mit den Experten der FhG. Dabei werden weitere Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen, u. a. in Duisburg-Essen und Bochum, einbezogen.