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Forschungsfertigung Batteriezelle – Land unterstützt Bewerbung von Münster mit Beteiligung von über 200 Millionen Euro

Forschungsfertigung Batteriezelle – Land unterstützt Bewerbung von Münster mit Beteiligung von über 200 Millionen Euro

Münster als Standort für die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ integriert Wirtschaft und Wissenschaft aus ganz Deutschland

Nordrhein-Westfalen geht mit Münster ins Rennen um den Standort für die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ (FFB). Das Land stellt hierfür eine Beteiligung von mehr als 200 Millionen Euro in Aussicht. Dies beinhaltet sowohl die Finanzierung von Grundstück und Gebäuden als auch eine dauerhafte Beteiligung an der Grundfinanzierung. Allein zwölf Millionen Euro werden für die Nachwuchsförderung in Nordrhein-Westfalen bereitgestellt.

Zusätzlich zu den 200 Millionen Euro bietet die Landesregierung umfangreiche Unterstützungen für Gründungen aus Hochschulen (150 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren). Hinzu kommen Zusagen in Höhe von 7,5 Millionen Euro der Kommunen. 

Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen: „Die Batterie ist der Schlüssel zum Erfolg der Energie- und Verkehrswende. Die Landesregierung hat in den letzten zehn Jahren 100 Millionen Euro in die Batterieforschung investiert und so zum Aufbau einer international wettbewerbsfähigen Forschungsinfrastruktur entscheidend beigetragen. Eine Ansiedlung der für Deutschland bedeutsamen und richtungsweisenden Forschungsfertigung Batteriezelle in Nordrhein-Westfalen trifft hier auf ein hervorragendes Umfeld und beste Voraussetzungen.“

Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie: „Unser Projekt stößt auf eine überwältigende Resonanz: Wir haben qualifizierte Unterstützungsschreiben von mehr als 75 Unternehmen – internationale Konzerne ebenso wie bundesweit bedeutsame Branchenführer oder familiengeführte Hidden Champions. Sie werfen konkrete Forschungsfragen auf und stellen Aufträge in Aussicht. Die Unterstützung kommt aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, China, den USA, Mexiko und Südkorea. Das zeigt: Die Forschungsfertigung Batteriezelle muss ein Angebot für Wirtschaft und Wissenschaft in ganz Deutschland sein, sie darf nicht den Interessen einzelner oder nur weniger Konzerne dienen. Diese Voraussetzung erfüllt das Nordrhein-Westfalen-Konsortium perfekt, es stellt wettbewerbsneutrale, wirtschaftsnahe Forschung sicher.“

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat den Standort für den Aufbau einer Forschungsfabrik zur Entwicklung von Zellfertigungskonzepten ausgeschrieben und wird einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Die Entscheidung über den Standort soll ab dem 8. Juli 2019 fallen.

Nordrhein-Westfalen hat sich mit dem Standort Münster unter Federführung des Münster Electrochemical Energy Technology (MEET) gemeinsam mit der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich beworben. Adressaten der Ausschreibung waren die Leitungen von acht Forschungseinrichtungen, die auf dem Gebiet der Batteriezellfertigung besonders ausgewiesen sind. In Nordrhein-Westfalen sind dies Professor Martin Winter (MEET, Westfälische Wilhelms-Universität Münster) sowie Professor Günther Schuh und Professor Achim Kampker (beide RWTH Aachen). Unterstützt wird die Bewerbung von der Landesregierung, NRW.Urban sowie den beteiligten Kommunen.
 
Das Nordrhein-Westfalen-Konzept

Das vorgelegte Konzept versteht sich als eine FFB, die offen für die Wirtschaft und Wissenschaft in ganz Deutschland und darüber hinaus ist. Dies zeigt sich in den Unterstützungsschreiben von mehr als 75 Unternehmen – international operierende Konzerne ebenso wie bundesweit bedeutsame Branchenführer oder familiengeführte kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) entlang der gesamten Wertschöpfungskette Batterie. Diese Unterstützungsbekundungen von Unternehmen aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich sowie aus Asien und den USA sprechen sich für die Ansiedlung der FFB in Nordrhein-Westfalen aus. Zuspruch kommt auch von Seiten der großen Industriegewerkschaften.

Grundstück und Gebäude:
Als Standort wird ein etwa vier Hektar großes Grundstück mit 1,6 Hektar Erweiterungsfläche in Münster in bester logistischer Lage mit unmittelbarer Anbindung an die zentralen Verkehrswege in Europa angeboten. Weitere Grundstücke mit 20 Hektar stehen für die Ansiedlung von Unternehmen auf einem Batterie-Campus zur Verfügung. Der eigene Liegehafen samt Schwergut-Umschlagstelle am Dortmund-Ems-Kanal verbindet den Standort mit den Logistikdrehscheiben Dortmund und Duisburg sowie Seehäfen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Eine gute Gleisanbindung ist vorhanden und ein internationaler Flughafen ist 20 Minuten entfernt.
Mit der Finanzierung des Landes wird auf diesem Grundstück ein perfekt auf die Bedürfnisse der FFB zugeschnittener Neubau realisiert. Bis zur Fertigstellung bietet die Stadt Münster kostenfrei sofort beziehbare Büroräume, Laboratorien, Lagerflächen und Produktionshallen an, so dass die Arbeiten nach Erteilung des Zuschlags beginnen könnten.

Forschungskompetenzen:
Nordrhein-Westfalen bietet mit seinen zahlreichen Hochschulen und ihren spezifischen Schwerpunkten eine hervorragende Ausbildungs- und Forschungslandschaft. Batterieforschung wird hier bereits auf international höchstem Niveau betrieben. Von der Grundlagenforschung im Bereich Zellchemie bis hin zur Technologie einer automatisierten industriellen Serienfertigung und dem Recycling werden alle Kernkompetenzen der FFB durch universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen abgedeckt. Allein an den Standorten in Münster, Aachen und Jülich wird mit über 600 Personen und einem Jahresbudget von rund 90 Millionen Euro im Bereich Batterietechnologie geforscht. Damit gehören die Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen zur Spitzengruppe in Deutschland und Europa.
 
Industrie:
Die exzellente Wissenschaft wird ergänzt durch den breit aufgestellten und innovativen Wirtschaftsstandort. Im größten Energie- und Industrieland der Bundesrepublik bilden zahlreiche Branchenführer und Hidden Champions das Know-how der gesamten Wertschöpfungskette Batterieforschung und Zellproduktion ab. Dabei spielen sowohl die etablierten Automobilhersteller wie Ford und Mercedes sowie die Zuliefererindustrie, als auch junge Unternehmen wie die e.GO Mobile AG und die StreetScooter GmbH eine gewichtige Rolle. Hinzu kommen die Chemieindustrie, etablierte Batteriefirmen, große Energieversorger, innovative Maschinen- und Anlagenbauer sowie Unternehmen im Bereich Recycling. Ein spezialisiertes und gut qualifiziertes Fachkräfteangebot ist vorhanden: 2018 arbeiteten allein 487.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den für die Fertigung von Batteriezellen einschlägigen Berufshauptgruppen.
 
Zirkuläre Wertschöpfung:
Der weltweite Bedarf an Batteriezellen steigt stetig. Die Rohstoffversorgung und die umweltverträgliche Entsorgung sind in rohstoffarmen, aber hochtechnisierten Ländern mit hohen Umweltstandards zentrale Faktoren für den Erfolg und die Akzeptanz eines Technologiebereichs. Der zirkulären Wertschöpfung kommt damit aus ökonomischen, ökologischen und sozialen Gründen eine große Bedeutung zu.
Deshalb beinhaltet das nordrhein-westfälische Konzept Forschungs- und Umsetzungsmaßnahmen zum Thema Recycling sowie die Nutzung der in der FFB produzierten Zellen in Großspeichern, die an beliebigen Standorten zur Stromversorgung aufgestellt werden können. Die FFB-Zellen sollen zudem in so genannten Netzboostern zum Einsatz kommen, die zur Netzbetriebsregelung eingesetzt werden. Diese werden idealerweise an einem Kraftwerksstandort mit nahegelegener Schalt- und Umspannungsanlage aufgestellt. Der nächstgelegene Standort mit unmittelbarer Verkehrsanbindung an die FFB befindet sich in Ibbenbüren. Hier könnte zudem - optional und über die in der Ausschreibung vorgesehene und in Münster geplante Behandlung des Themas Recycling hinaus - das Thema in dem aus Expertensicht notwendigen industriellen Demonstrationsmaßstab erforscht werden (Scale-Up-Forschung).