Energie- und Wärmestrategie Nordrhein-Westfalen
Mit der Energie- und Wärmestrategie NRW bietet die Landesregierung sämtlichen Akteurinnen und Akteuren im Land Orientierung für die notwendige Transformation in Richtung Klimaneutralität und wird ihrer Verantwortung für eine versorgungssichere, wettbewerbsfähige und bezahlbare Energie- und Wärmeversorgung gerecht.
Die im August 2024 beschlossene Energie- und Wärmestrategie NRW folgt dem Anspruch einer umfassenden, integrierten Betrachtung – über Zeit, Sektoren, Energie- und Wärmequellen sowie die Handlungsebenen hinweg.
Die Strategie umfasst alle Sektoren und Bereiche der Energie- und Wärmewende und beschreibt den Weg des Landes in Richtung Klimaneutralität bis 2045. Das Jahr 2030 ist als Zwischenziel fest in der Strategie verankert. Insgesamt enthält die Energie- und Wärmestrategie NRW 19 Handlungsfelder. Diese definieren für jeden Bereich Zielentwicklungen, analysieren die aktuelle Situation und leiten daraus rund 100 Maßnahmen in Landesverantwortung ab, die es kurz- und mittelfristig umzusetzen gilt. Flankierend werden bundespolitische und europäische Handlungsbedarfe für wesentliche Weichenstellungen identifiziert, für deren Umsetzung sich die Landesregierung einsetzen wird. Ergänzend zu den Handlungsfeldern definiert die Strategie übergeordnete Rahmenbedingungen und Umsetzungsvoraussetzungen, die für die Zielerreichung notwendig sind.
Die Energie- und Wärmestrategie NRW basiert auf folgenden Grundpfeilern
Nordrhein-Westfalen wird erste klimaneutrale Industrieregion Europas. Eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist Voraussetzung für die Modernisierung des Wirtschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen und unser aller Wohlstand in einer unabdingbar klimaneutralen Zukunft. Die Energie- und Wärmestrategie NRW zeigt, welche Schritte wir als Nächstes gehen, um den Zugang zu bezahlbarer und klimaneutraler Energie zu garantieren. Auf dieser Basis wird Europas industrielles Herz auch zukünftig in Nordrhein-Westfalen schlagen.
Nordrhein-Westfalen ist vorne bei erneuerbaren Energien. Der Umbau hat längst begonnen, und Nordrhein-Westfalen ist gut aufgestellt. Bei der Genehmigung von Windenergieanlagen ist unser Land bundesweit führend. Und wir setzen uns weiterhin ambitionierte Ziele für den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft: Aus zuletzt 17 GW (Stand Ende 2023) sollen bis zum Jahr 2030 mindestens 34 GW installierte Leistung werden. Zusätzlich setzen wir auf Offshore-Windparks in der Nordsee. Deren direkter Anschluss über neun Anschlusssysteme mit bis zu 18 GW Leistung an das Übertragungsnetz Nordrhein-Westfalens wird gegenwärtig geplant und ab 2031 realisiert.
Nordrhein-Westfalen elektrisiert. Klimaneutrale Energie in Nordrhein-Westfalen wird überwiegend strombasiert sein. Die Elektrifizierung industrieller Prozesse, der Mobilität und Wärme werden den Strombedarf ansteigen lassen. Die klimaneutrale Erzeugung von Strom ist daher der Schlüssel. Möglichst bis 2035 soll die Stromerzeugung in Nordrhein-Westfalen weitgehend klimaneutral erfolgen.
Nordrhein-Westfalen wird Wasserstoffkernland. Nicht immer wird eine direkte Elektrifizierung möglich oder wirtschaftlich tragfähig sein. In diesen Fällen wird Wasserstoff eine verlässliche und nachhaltige Energieversorgung sicherstellen. So wird Wasserstoff zum zweiten zentralen Energieträger in Nordrhein-Westfalen: für die Industrie, im Verkehrsbereich, beim Betrieb von Kraftwerken zur Absicherung der Strom- und Wärmeversorgung. Hierfür legt das grundsätzlich bis zum Jahr 2032 zu errichtende Wasserstoffkernnetz eine wesentliche Grundlage. Die Fortentwicklung wird über die integrierte Netzentwicklungsplanung Gas und Wasserstoff durch die Fernleitungsnetzbetreiber erarbeitet.
Nordrhein-Westfalen schafft neue Infrastrukturen für ein zukunftsfähiges Land. Wir verbinden die notwendige Erneuerung mit den Bedarfen einer klimaneutralen Zukunft und neuen Technologien: Steigende Anforderungen der Verbrauchssektoren sowie die Integration erneuerbarer Energien in das Energiesystem erfordern einen erheblichen Aus- und Umbau von Energienetzen und -speichern. Durch die Sektorenkopplung wachsen die unterschiedlichen Bereiche immer stärker zusammen. Wir betrachten daher die verschiedenen Infrastrukturen energieträgerübergreifend und integriert, heben so Synergien und berücksichtigen Interdependenzen.
Faire Preise und ökonomisch tragbare Belastungen in der Gegenwart – für Arbeitsplätze und Unternehmen mit Zukunft. Der Ausbau neuer Netze und Infrastrukturen führt zu hohen Investitions- und Systemkosten. Für die Zeit des Umbaus und der Erneuerung werden insbesondere energie- und handelsintensive Branchen auf eine staatliche Unterstützung bei den Stromkosten angewiesen sein. Wir setzen uns für zielgerichtete Entlastungsmaßnahmen insbesondere bei den staatlich induzierten Strompreisbestandteilen und Netzentgelten ein. Ebenso ist für den Fortbestand insbesondere unserer energieintensiven Unternehmen bis tief in den industriellen Mittelstand eine zeitlich begrenzte Unterstützung weiter dringend notwendig, damit unsere Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Langfristig ist davon auszugehen, dass sich die Börsenstrompreise aufgrund des massiven Ausbaus erneuerbarer Energien auf einem für die Industrie international wettbewerbsfähigen Niveau einpendeln.
Sicherheit und Wertschöpfung schaffen erneuerbaren Wohlstand. Erneuerbare Energien werden bereits heute auch in Nordrhein-Westfalen erzeugt und tragen so zu einer regionalen Wertschöpfung bei. Dies wird auch für die künftigen Wasserstoffbedarfe möglich sein: Wir werden die Erzeugung von Wasserstoff in Nordrhein-Westfalen und den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft unterstützen. Bis zum Jahr 2030 soll mindestens 1 GW Elektrolyseleistung in Nordrhein-Westfalen installiert werden. Gleichzeitig ist klar, dass Wasserstoff auch importiert werden muss. Wir werden uns unter anderem durch den Aufbau von internationalen Partnerschaften dafür einsetzen, dass die Bedarfe insbesondere der Industrie in den kommenden Jahren gedeckt werden können, und ein Importkonzept Wasserstoff veröffentlichen.
Verlässlich klimaneutral. Wir bekennen uns zum beschlossenen Braunkohleausstieg im Rheinischen Revier bis zum Jahr 2030. Dabei haben Planungs- und Versorgungssicherheit höchste Priorität. Durch einen angestrebten Zubau von rund 5 GW an gesicherter Leistung bis 2030 sichern wir die Energieversorgung zusätzlich. Wir setzen insbesondere auf wasserstofffähige Gaskraftwerke, die künftig klimaneutral betrieben werden können. Darüber hinaus werden künftig Energiespeicher, Bioenergieanlagen, flexible Lasten und Stromimporte zur Versorgungssicherheit beitragen.
Klimaneutrale Wärmebereitstellung für die Wärmewende. Nordrhein-Westfalen weist sowohl Gebiete mit hohen Siedlungsdichten, als auch einem ausgeprägten ländlichen Raum auf. Daher werden Fern- und Nahwärmenetze im fairen Wettbewerb mit dezentralen Lösungen eine bedeutende Rolle bei der Wärmewende spielen. Die Vorteile von Wärmenetzen liegen unter anderem darin, dass unterschiedliche erneuerbare Wärmequellen erschlossen werden können und die Defossilisierung zentral und nicht im Einzelgebäude erfolgen kann. Neben Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen werden insbesondere mitteltiefe und tiefe Geothermie sowie Abwärme, ggf. in Verbindung mit Großwärmepumpen, die zentrale Wärmeversorgung sicherstellen. Dazu wurde durch die Vorlage des Masterplans Geothermie Nordrhein-Westfalen im April 2024 ein wichtiger Schritt getan. Vom Instrument des Anschluss- und Benutzungszwangs soll auf Landesebene kein Gebrauch gemacht werden.
Den Einzelfall im Blick: Wärmeerzeugung passgenau für jedes Haus. Weiterhin spielt auch die dezentrale, objektbezogene Wärmeversorgung einzelner Gebäude eine wichtige Rolle. Die effizienteste Technologie zur Erschließung erneuerbarer Wärmequellen in diesem Bereich werden Wärmepumpen sein, die 2045 voraussichtlich den größten Anteil des Wärmebedarfs decken werden. Damit können unterschiedliche Umweltwärmequellen wie Luft, (Ab-)Wasser und Erdreich erschlossen werden. Für eine erfolgreiche Wärmewende ist zudem eine Absenkung der benötigten Vorlauftemperaturen erforderlich, um einen breiten Einsatz von erneuerbarer Wärme in möglichst vielen Gebäuden zu realisieren. Im Herbst 2024 ist die Vorstellung der Ergebnisse der Wärmestudie NRW geplant, deren Inhalte unter anderem die Gemeinden bei der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung unterstützen werden. Zudem werden wir ein Handlungskonzept Wärme erarbeiten und dabei Strategien zur Nutzbarmachung der erneuerbaren Wärmequellen entwickeln. In Ergänzung werden Unterstützungsangebote zur Umsetzung der Wärmewende fortlaufend innerhalb der Förderrichtlinie progres.nrw – Klimaschutztechnik weiterentwickelt.
Kapitalbeschaffung und Refinanzierung als zentrale Erfolgsfaktoren für Energie- und Wärmewende. Wir erarbeiten Lösungen für die Finanzierungsaufgaben im Zuge der Transformation. Die Energie- und Wärmewende erfordert insgesamt enorme Investitionen. Dies betrifft alle Bereiche der Transformation des Energie- und Wärmesystems. Öffentliche Mittel können hier nicht ausreichen. Es braucht private Investitionen. Damit werden Kapitalbeschaffung und Refinanzierbarkeit zu zentralen Umsetzungsvoraussetzung der Energie- und Wärmewende.
Monitoring der Energie- und Wärmestrategie NRW. Das federführende Wirtschaftsministerium wird die Umsetzung der Energie- und Wärmestrategie NRW laufend einem engen Monitoring unterziehen und in regelmäßigem Turnus zum Umsetzungsstand berichten sowie Fortschreibungsbedarfe identifizieren.
Zielgruppenspezifische Zusammenstellungen der zentralen Inhalte der Energie- und Wärmestrategie
Einen adressatenspezifischen Überblick über die zentralen Inhalte der Energie- und Wärmestrategie NRW für die unterschiedlichen Zielgruppen finden Sie hier.
Begleitende Studien zur Energie- und Wärmestrategie NRW
Um die Energie- und Wärmestrategie NRW auf eine solide Datenbasis zu stellen, wurden für das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen verschiedene Studien zu einzelnen Aspekten der Strategie erarbeitet.
- Das BET Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH hat im Auftrag von NRW.Energy4Climate den zukünftigen Bedarf an gesicherter Stromerzeugungsleistung in Deutschland und Nordrhein-Westfalen analysiert und mit ihrem Gutachten wertvolle Grundlagen für die strombezogenen Aussagen in der Energie- und Wärmestrategie NRW geliefert.
- Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat im Auftrag des MWIKE ausgewählte Daten der Langfristszenarien 3 aus dem Jahr 2022 für das Land Nordrhein-Westfalen aufbereitet. Die Langfristszenarien gehören zu den wichtigsten Szenarien zur Entwicklung des Energiesystems auf dem Weg zur Klimaneutralität in Deutschland. Bei der Interpretation der Ergebnisse des NRW-Gutachtens gilt es zu beachten, dass die der landesspezifischen Regionalisierung zu grundliegenden Methoden zum Teil mit Vereinfachungen arbeiten und die Bundeslangfristszenarien zwischenzeitlich überarbeitet und aktualisiert wurden. Insbesondere für die Betrachtung einzelner Nachfragesektoren in der Energie- und Wärmestrategie NRW bilden die Daten der NRW-Langfristszenarien eine wichtige Basis.
- Mit der Potenzialstudie zur zukünftigen Wärmeversorgung in Nordrhein-Westfalen hat das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen eine umfassende Studie zur Wärmewende in Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben. Die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen erstellte Potenzialstudie zur zukünftigen Wärmeversorgung soll vor allem Kommunen Potenziale erneuerbarer Wärme aufzeigen und dahingehend Unterstützung bei der Kommunalen Wärmeplanung geben.
Insbesondere auf Basis der oben genannten Studien hat die Landesregierung einen Datenrahmen für die Energie- und Wärmestrategie NRW erarbeitet, welcher die der Energie- und Wärmestrategie NRW zugrundeliegenden Erwartungen zu Entwicklungen insbesondere in den Bereichen Strom und Wasserstoff abgebildet. Der Datenrahmen ist der Energie- und Wärmestrategie NRW als Anhang beigefügt.
Monitoring der Energie- und Wärmestrategie NRW
Das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen wird die Umsetzung der Energie- und Wärmestrategie NRW laufend einem engen Monitoring unterziehen und in regelmäßigem Turnus an dieser Stelle zum Umsetzungsstand berichten sowie Fortschreibungsbedarfe identifizieren.
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